Silvester in… Italien – Lenticchie di capodanno – Traditioneller Linseneintopf zu Silvester
Heute sind wir am Ende unserer kleinen Silvester-Reise angelangt und zum Abschluss möchte ich euch zeigen, wie bei uns immer die letzte Nacht des Jahres gefeiert wird und welche Bräuche und Traditionen es in Italien gibt.
Erstmal sei gesagt, dass sich bei uns das Essmarathon nach den Weihnachtsfeiertagen über Silvester bis hin zum 6. Januar – an diesem Tag kommt in Italien die Befana – zieht. Das Abendessen der Silvesternacht bezeichnet man als „cenone di capodanno“, was soviel heißt wie „großes Neujahrs-Abendessen“ und aus mehreren Gängen besteht.
Um ehrlich zu sein gibt es bei uns an Feiertagen immer ein mehrgängiges Menü, nicht nur an Silvester.
Während Weihnachten immer mit der Familie gefeiert wird, gehen viele an Silvester auswärts mit Freunden essen und feiern. Viele Restaurants bieten deshalb immer ein Silvestermenü an, sodass man wie es sich nach italienischer Tradition gehört, mit gutem und reichlich Essen ins neue Jahr starten kann. Was es genau gibt, ist von Region zu Region unterschiedlich, nicht selten kommt dabei aber Fisch auf den Tisch.
Mich wundert es eigentlich immer selbst, dass in der italienischen Sprache das Wort „satt“ überhaupt existiert, denn dieses Wort wird an solchen Tagen noch weniger akzeptiert als sonst. Dürft ihr also einen solchen Tag mit italienischen Freunden verbringen, dann zieht lieber eine etwas lockerere Hose an.
Schaut euch das erste Bild hier genauer an, denn es symbolisiert dabei die wesentlichen Punkte, die in einer typischen italienischen „notte di San Silvestro“ (Silvesternacht) erfüllt sein müssen.
Linsen
Habt ihr mehrere Gänge geschafft und auch am Schluss noch ein Stückchen Panettone gegessen, so denkt nicht, dass das wirklich das Ende ist! Kurz vor Mitternacht – wenn man eigentlich nicht mehr mit Essen rechnet – wird ein traditioneller Linseneintopf serviert. Versucht ja nicht, euch um die Linsen zu drücken, denn diese sind an diesem Abend ein MUSS! Wieso? Ganz einfach: Die Linsen erinnern an kleine Münzen und symbolisieren deshalb Geld. Wer davon in der Silvesternacht isst, dem bringt das neue Jahr Reichtum mit. Je mehr man von den Hülsenfrüchten isst, umso besser!
Meist gibt es die Linsen mit „Cotechino“, eine Wurst aus Schweinefleisch, oder „Zampone“, einem mit fetten Hackfleisch gefüllten Schweinsfuß. In vielen Regionen wird aber auf diese Art der Fleischbeilage verzichtet und es kommt entweder etwas geräucherter Speck hinein oder man verzichtet komplett auf das Fleisch und erhält einen leckeren und sogar veganen Linseneintopf.
Unser Familienrezept für diesen Eintopf habe ich euch heute hier mitgebracht. Entscheidet selbst, ob ihr die vegane Variante wählt oder lieber etwas Fleisch hinzugebt.
Lenticchie di capodanno
Zutaten: (für 8 Personen)
- 600g Tellerlinsen
- 2l Wasser
- 1 Prise Natron
- insg. 600g Brokkoli und Blumenkohl (Verhältnis je nach Geschmack, Gewicht von geputzten Röschen)
- 2 mittelgroße Zwiebeln
- optional: 1 Hand voll geräucherte Speckwürfel
- 1 gehäufter TL selbstgemachtes Gemüsebrühpulver
- 200g gehackte Dosentomaten
- Salz, Pfeffer
Zubereitung:
- Das Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen und anschließend die Linsen und die Prise Natron hinzugeben. Im geschlossenen Topf bei schwacher bis mittlerer Hitze – es sollte leicht köcheln – für 20 Minuten kochen.
- In der Zwischenzeit die Zwiebeln schälen, putzen und klein würfeln und nach der Kochzeit gemeinsam mit den geputzten Brokkoli- und Blumenkohlröschen (diese sollten eher klein sein) und dem Gemüsebrühpulver zu den Linsen hinzugeben.
Falls ihr Speckstreifen dazugeben wollt, kommen diese hier ebenfalls hinein. - Nach 5 Minuten die gehackten Tomaten unterrühren und alles solange im geschlossenen Topf köcheln lassen, bis das Gemüse gar gekocht ist.
- Zum Schluss noch mit Salz und Pfeffer abschmecken und warm servieren.
Neben dem Essen steht bei einer typischen Silvesternacht noch etwas anderes im Mittelpunkt: Das Beisammensein und eine gute Stimmung!
Feuerwerk und Spiele
Genau wie in Deutschland gibt es auch in Italien an diesem Abend Feuerwerke, um die bösen Geister des alten Jahres durch mit dem Lärm zu vertreiben und das neue Jahr mit den Lichtern Willkommen zu heißen. Aus eigener Erfahrung und auch aus Gesprächen mit der Verwandschaft aus Italien, verbringen die Italiener weniger Zeit mit diesem „Programmpunkt“ und übertreiben es nicht so sehr, wie es es hier oft der Fall ist. In ganz vielen Ortschaften ist es für Privatpersonen auch nicht erlaubt und wird nur punktuell von der Gemeinde durchgeführt.
Neben Tanz und Musik ist an diesem Abend auch das Spielen in der Familie und mit Freunden von großer Bedeutung. Sehr beliebt sind dabei Spiele wie Bingo oder Kartenspiele, wobei meist mit kleinen Geldeinsätzen gespielt wird. Bis heute spielen wir in der Familie mit typischen sizilianischen Karten alle gemeinsam an einem Tisch, oft lange ins neue Jahr hinein.
Rote Unterwäsche
Ist euch die rote Serviette auf dem ersten Bild aufgefallen? Diese habe ich nicht zufällig benutzt, denn die Farbe Rot spielt in der Silvesternacht eine große Rolle. Geht man in den letzten zwei Wochen des Jahres in Italien einkaufen und kommt an Schaufenstern von Dessousläden vorbei, so wird man mit großer Wahrscheinlichkeit hauptsächlich rote Unterwäsche vorfinden. Wieso das so ist lässt sich schnell erklären: Am letzten Tag des Jahres zieht man in Italien nämlich rote Unterwäsche an. Früher war das hauptsächlich Frauensache, wobei seit einigen Jahren auch die Männer dieser Tradition nachgehen.
Wieso es bei uns nicht die hellblau wie in Portugal geworden ist?
Die Farbe Rot war schon im alten Rom eine bedeutende Farbe und wird in Italien als glücksbringende Farbe gesehen.
Wichtig ist dabei, dass die Unterwäsche geschenkt und am 31. Dezember zum ersten Mal angezogen wird. Nicht selten bekommt man deshalb in Italien kurz vor Silvester eine rote Boxershort oder ein Spitzenhöschen geschenkt. Das Beste dabei: Keiner findet das komisch, weder der Vater noch die alte Oma.
Damit das Glück aber wirklich eintritt, muss das Dessousteil spätestens am 1. Januar weggeschmissen werden.
Sekt und Scherben bringen Glück
Solltet ihr beim Anstoßen um Mitternacht beobachten, wie der ein oder anderen mit seinen Fingern im Sektglas fasst, so schaut auch hier die Person nicht komisch an, denn es steckt ein weiterer Brauch dahinter. Wer nämlich seine Finger in Sekt taucht und sich diesen hinter die Ohren streicht, wird im neuen Jahr mit Glück und Segen belohnt.
In manchen Regionen, vor allem rund um Neapel, ist es ebenfalls noch Brauch – und jetzt haltet euch fest – zerbrechliche Gegenstände wie Teller aus dem Fenster zu schmeißen. Dadurch schafft man Platz für Neues im neuen Jahr, was ebenfalls Glück verheißt. Dieser Brauch wird mittlerweile auch nur innerhalb der eigenen vier Wände durchgeführt, um Verletzungen zu vermeiden. Trotzdem solltet ihr in dieser Nacht etwas Abstand zu Fenster und Balkonen halten – man weiß ja nie 😉
Die erste Begegnung im neuen Jahr…
Achtet im neuen Jahr darauf, welche Person euch auf der Straße als erste begegnet, denn genau dies tun wir in Italien. Handelt es sich dabei um einen alten Menschen, so werdet ihr im angebrochenem Jahr Glück haben. Noch besser ist es, wenn ihr einem Menschen mit einem Buckel begegnet! Solltet ihr dabei als erstes ein Kind sehen, so verheißt dies leider nichts Gutes.
Dies war er, der kurze Einblick in unsere – zugegebenermaßen – teilweise recht komische Traditionen und Bräuche der Silvesternacht in Italien. Naja, wenn man das sein Leben lang macht, findet man es auch nicht wirklich soooo komisch 😉
Was gehört zu euren Lieblingbräuchen an Silvester?
Elena
Schreibe einen Kommentar